FAZIT
Tom Frantzen
Redakteur
S
elbst als erfahrener Tester hochwertiger
Konsumgüter - ich mache das seit nun-
mehr 20 Jahren - ist man doch immer w ie-
der erstaunt und hat sich glücklicherweise
eine gewisse Begeisterungsfähigkeit dafür
erhalten, was manche Produkte schon für
vergleichsweise wenig Geld zu leisten
imstande sind.
Hier muss man wohl als erste Box des
getesteten Feldes die Nubert 683 anführen,
die mit fast 40 Kilogramm Gewicht und
115 Zentimetern Gardemaß alle anderen
physisch dominiert. Dies schlägt sich
auch im akustischen Auftritt nieder, denn
Physik ist immer noch Physik. Folglich gilt
die Nubert-Überlegenheit auch für die
Pegelfestigkeit und den Druck, den sie zu
erzeugen vermag. Das geht aber tatsäch-
lich nur in größeren Räumlichkeiten, wo sie
auch durchaus zum Umgang mit leiseren
Tönen fähig ist. Und damit setzt sich die
Schwäbin auch mit an die Spitze, die dies-
mal freilich aus drei Modellen besteht, die
recht unterschiedlich sind.
Spezialist Canton schuf mit der Chrono SL
570.2
eine zierliche, sehr attraktive, fast
schon skulptureske Klangsäule, die in allen
Disziplinen eine gute Figur machte, ohne
eine Schwäche zu offenbaren. Wenn Sie die
Ihrer Frau zeigen, könnte sich die Wahl der
nächsten Lautsprecher entschieden haben
- und es wird keine schlechte Wahl sein.
Ähnliches gilt für die optisch eher gediegen
klassische Indiana Line in echtem Rosen-
holzfinish (Palisander). Die Italienerin strebt
aber nicht so sehr die Rolle der Alleskönne-
rin an, sondern betont Charme und Anmut
ihres Vortrags. Sie möchte offenbar Musik
zelebrieren und die Momente der Muße,
fernab des Alltags, versüßen. Dass sie
dabei mit ihrer entspannt-lässigen, leicht
warmen Art die konservierten Töne ab und
an sogar einen Hauch schöner klingen
lässt als sie aufgenommen wurden, ist ihr
nicht unbedingt vorzuwerfen, denn auch
mancher Röhrenverstärker erfreut sich
bekanntlich gerade deshalb besonderer
Beliebtheit.
Definitive Technology schickte eine teilak-
tive Box ins Rennen um die Käufergunst, die
nicht unbedingt eine Schönheit ist, sich aber
dafür gerade im raumkritischen Bassbereich
auf die individuellen akustischen Gege-
benheiten einstellen und an sie anpassen
lässt, was ihr im Hörtest zur Ehre gereichte
und einen der vorderen Ränge sicherte.
Auch Heco und Nubert lassen eine gewisse
Anpassung an den Raum zu, wobei uns auf-
fiel, dass im (kleinen) gut, aber keineswegs
überdämpften STEREO-Hörraum von knapp
20 Quadratmetern die jeweils sanfteste
Hochtoneinstellung
am
angenehmsten
klang.
Heco verwendet dafür eine Anschlussvari-
ante am Terminal. Lediglich bei der Nubert
ließ sich auch der Bass auf Wunsch - per
Kippschalter - noch etwas an die Zügel neh-
men. Die mit der Nubert bis in hohe Pegel-
bereiche annähernd mithaltende, nur fünf
Zentimeter kleinere und zudem auffallend
edel verarbeitete und wohnraumfreundlich
gestaltete Heco bewies, dass dazwischen
auch ein Spagat möglich ist, der beinahe
alle
in
dieser
Preisklasse
Suchenden
recht gut zufriedenstellen dürfte. Die Heco
macht das Spitzentrio neben der teilaktiven
Definitive Technology und der brachialen
Nubert komplett, während die mit eigenen
Qualitäten gesegneten Canton und Indiana
Line auf einem gemeinsamen guten zweiten
Platz landen.
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